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Ropohl, Günter

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Lebenslauf

Geboren: 1939 in Köln

Günter Ropohl studierte Maschinenbau und Philosophie in Stuttgart. 1970 promovierte er zum Dr.-Ing. an der Universität Stuttgart, 1978 habilitierte er sich in Philosophie und Soziologie an der Universität Karlsruhe mit einer Arbeit zur Systemtheorie der Technik. Von 1979 bis 1981 lehrte Ropohl Philosophie und Soziologie in Karlsruhe, von 1981 bis 2004 Allgemeine Technologie an der Universität Frankfurt/Main.


Bedeutung

Günter Ropohl zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Technikphilosophie und der Verantwortungsethik.


Lehre und Gedanken

Im Zentrum von Günter Ropohls Denken und Reflexionen stehen die Technik und die Technikfolgenabschätzung sowie Konzeptionen technischer Verantwortung.

Der Handlungsradius des Menschen hat sich im 20. Jahrhundert räumlich wie zeitlich so weit ausgedehnt, dass er fast ins Unendliche geht, so dass beispielsweise die Folgen eines Knopfdrucks mit der auslösenden Handlung kaum noch in einen Zusammenhang gebracht werden können. Die aus der Arbeitsteilung resultierende Verantwortungsteilung und Entpersonalisierung des technischen Handelns hat den Einflussbereich des Einzelnen (z. B. Arbeiter, Ingenieur) stark schrumpfen lassen. Die Verantwortung liegt immer öfter in Händen eines kollektiven oder institutionellen Subjekts (z. B. der Bundeswehr, einer Universität). Im Sinne der Systemtheorie sieht Ropohl Technik als eigenes, autonomes System, das zur Selbstorganisation fähig ist – und darin liegt die eigentliche Gefahr. Wo ist in einem solchen „System Technik“ Platz für Verantwortung, für ein Handeln, das von ethischen Überlegungen geleitet ist? Diesen Platz sucht Ropohl zu fixieren. Für ihn ist Verantwortung das

„Aufsichnehmen der Folgen des eigenen Tuns, zu dem der Mensch als sittliche Person sich innerlich genötigt fühlt, da er sie sich selbst, seinem eigenen freien Willensentschluss zurechnen muss“ (Günter Ropohl: Neue Wege, die Technik zu verantworten 1987).

Daraus entwickelt er einen siebenstelligen Relationsbegriff, der sich in folgender Formel zusammenfassen lässt: „Wer verantwortet was, wann, wie, wovor, weswegen und wofür.“

In vielen Arbeiten zur Technikverantwortung des Menschen hat Ropohl gezeigt, dass weder ein traditioneller individueller Verantwortungsbegriff noch ein institutioneller den Anforderungen an eine moderne Technikethik gerecht werden kann.
Die von Ropohl entwickelte „Konzertierte Technikbewertung“ ist eine Synthese dieser beiden Verantwortungstheorien. Sie versucht dem Umstand Rechnung zu tragen, dass der Einzelne durch die starken Einschränkungen im System Technik (fehlende Sach- und Wertkompetenz, ökonomische Zwänge, Arbeitsteilung) nur begrenzt zur Verantwortung befähigt ist. Seine Konzeption berücksichtigt aber auch die Gefahren der Bürokratisierung und fehlenden wissenschaftlichen Neutralität, die das entgegengesetzte Verantwortungskonzept, das der institutionellen Steuerung und Kontrolle, birgt.
Ropohls „Konzertierte Technikbewertung“ bindet sowohl den einzelnen Ingenieur im großen Betrieb wie auch ganze Institutionen in sein Konzept der Verantwortung ein. Der Einzelne wird somit nicht aus seiner Verantwortung entlassen; unreflektierte Pflichterfüllung aus Unwissenheit oder empfundener Machtlosigkeit ist für Ropohl nicht akzeptabel.


Hauptwerke von Günter Ropohl

„Ethik und Technikbewertung“ (1996)
Günter Ropohl: Ethik und Technikbewertung. Frankfurt / M.: Suhrkamp 1996.

„Allgemeine Technologie: Eine Systemtheorie der Technik“ (1979)
Günter Ropohl: Allgemeine Technologie: Eine Systemtheorie der Technik. Karlsruhe: Universitätsverlag, 3. überarb. Aufl. 2009.


Über Günter Ropohl

Nicole C. Karafyllis/Tilmann Haar (Hg.): Technikphilosophie im Aufbruch. Festschrift für Günter Ropohl. Berlin: Edition Sigma 2004.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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